Mit einer Reihe von Preisen hat der Deutsche Hebammenverband (DHV) gemeinsam mit seinem langjährigen Kooperationspartner dm-drogerie markt zum zweiten Mal herausragende Arbeiten und Projekte von Hebammen und Hebammenteams mit Signalcharakter gewürdigt.
Im Mittelpunkt standen Best-Practice-Modelle, die besonders innovative Lösungen für den Versorgungsalltag anbieten, Netzwerkbildung und Prozessoptimierung fördern und grundsätzlich nachhaltig positive Wirkungen haben.
Mit der Auszeichnung rücken wir den Verdienst und Stellenwert von Hebammen ins Rampenlicht. Wir zeigen, wie engagiert und professionell Hebammen ihre Arbeit zukunftsorientiert gestalten. Der Preis ist eine Gelegenheit, danke zu sagen: Danke von Hebamme zu Hebamme, die sich gegenseitig in ihrem Arbeitsalltag motivieren – aber auch vonseiten des DHV an alle Hebammen, die eine so wertvolle, unersetzliche Arbeit für Frauen leisten.

Preisträgerinnen des Deutschen Hebammenpreises 2025 mit DHV-Präsidentin Ulrike Geppert-Orthofer (rechts im Bild) und DHV-Beirätin für den Angestelltenbereich Andrea Köbke (2. von rechts im Bild) und dm-Marketingrepräsentantin Marielle Iani (links im Bild, erste Position) Bildrechte: DHV_Wyrwa
Kategorie 1
Preisträger*innen für die Kategorie 1 „Innovation & Kreativität":
1. Platz:
Hebammenschule Erlangen – Frauenklinik (Sarah Pfauth, Irina Werner, Claire Yapi)
Wofür haben wir den Preis gewonnen?
Im Rahmen des Examensprojektes haben die drei Hebammenschülerinnen Materialboxen für Stille Geburten entwickelt. Diese Boxen werden im Klinikum eingesetzt um den Frauen, welche in der Klinik eine Stille Geburt erleben, die Zeit des Wartens so angenehm und unterstützend wie möglich zu gestalten. Der Inhalt der Box ist sorgfältig durch Umfragen und Zusammenarbeit mit dem Psychosozialen Dienst ausgewählt worden.
Warum haben diese Kolleginnen den Preis verdient?
Mit neuen Ansätzen wurden die individuelle Betreuung optimiert und den betroffenen Frauen und Familien die notwendige Aufmerksamkeit zu teil. Die Preisträgerinnen haben die individuelle Betreuung und Optimierung bei Totgeburten aus dem Tabu geholt und für neue Ansätze gesorgt sowie den Bedarf nach mehr Aufmerksamkeit in einer solch schweren Situation nochmal hervorgehoben.
Welche positiven Effekte bringt es im Alltag?
Durch die Entwicklung der Materialboxen für Stillegeburt nach sorgfältiger Ausarbeitung, Umfragen und interprofessionelle Zusammenarbeit wurde für eine Optimierung in der Betreuung von Totgeburten (im Rahmen des klinischen Settings) gesorgt.
Kategorie 2
Preisträger*innen für die Kategorie 2 „Teams“:
1. Platz:
Die Erstplatzierung geht an zwei Teams, die sich mit dem gleichen Thema auseinandergesetzt haben:
- an das Kreißsaal-Team des Ortenau Klinikums – Standort Ebertplatz (Ingrid Vogt, Dr. Frank Madundo, Sarah Schulze)
- und an das Kreißsaal-Team des St. Elisabeth und St. Barbara Krankenhaus Halle an der Saale (Kathrin Eichhorn, Yvonne Jäger)
Was war der Ausgangszustand?
Der Roses Revolution Day ist ein wichtiger Tag, um für Gewalt in der Geburtshilfe zu sensibilisieren. Aber: es ist auch ein wirklich schwieriger Tag. Schwierig, für die betroffenen Frauen und schwierig für die Hebammen, denn eine Rose ist das Zeichen dafür, dass eine Grenzüberschreitung passiert ist, und das ist gut und richtig. Aber sie bietet in sich keinen Lösungs- oder Gesprächsansatz und lässt die Hebammen in den Kliniken mit großer Betroffenheit zurück.
Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen?
- Kontakt mit Elternvertreterinnen, um in einen offenen Austausch zu treten und Lösungen zu erarbeiten.
- Gründung von interprofessionellen Arbeitsgruppen aus Ärztinnen, Hebammen, Elternvertreterinnen, Vertreterinnen der Psychosomatik, um passende Angebote zu erarbeiten.
Ergebnisse:
Jede Frau bekommt ein Geburtsnachgespräch mit ausgearbeitetem Gesprächsleitfaden. Betroffene Frauen haben die Möglichkeit, eine Psychologin zu konsultieren
Es gibt einen Fragebogen für jede Wöchnerin, der erst bei Entlassung wieder eingesammelt wird sowie eine Einschätzung des persönlichen Risikos für PTSD.
Außerdem wird eine Informationskarte mit Kontakten zu Hebammen und Ärztinnen und der psychosomatischen Ambulanz mit der Möglichkeit, jederzeit ein Gespräch zu vereinbaren, ausgehändigt.
„Was sagen die Frauen“ ist als ein fester Bestandteil bei Kreißsaalbesprechungen etabliert. Anonymisiert werden hier Auszüge aus den Gesprächen vorgestellt und besprochen.
Geburtsnachgespräche sind gemeinsame Aufgabe von Hebammen und Ärzteschaft aber auch gemeinsam und auf Augenhöhe von und mit den Eltern.
Kommunikation über das Thema “Gewalt unter der Geburt” wird im Team offener und selbstverständlicher über Nachdenken über den traumasensiblen Umgang mit Frauen und Familien unter der Geburt.
Kategorie 1
Deutscher Hebammenpreis für Teams
Innovatives Denken und Handeln stehen im Mittelpunkt dieser Auszeichnung. Sie haben – im geburtshilflichen Team – eine positive Veränderung in Ihrer geburtshilflichen Abteilung erreicht? Kleines angestoßen und damit Großes bewirkt? Sie haben etwas Neues begonnen, etwas Altbewährtes wieder eingeführt oder mit Ihren Ideen Verbesserungen herbeigeführt? Ausgezeichnet werden Projekte und Initiativen, die in der Praxis zu einer nachhaltig positiven Veränderung geführt haben: für das Team, den Arbeitsplatz und in der gesamten Zusammenarbeit.
(Vorschläge durch Teams und einzelne Hebammen)
Kategorie 2
Deutscher Hebammenpreis für herausragende individuelle Innovation und Kreativität
Jede Neuerung beginnt mit der Idee eine*r Einzelnen. Es erfordert Mut, Neugierde und Freude an der Arbeit, neue Dinge zum Wohle von Schwangeren und jungen Familien anzugehen und zu etablieren! Welche Hebamme hat Sie in Ihrem Arbeitsalltag, Ihrem Team, Ihrer Abteilung durch tolle Ideen, Fähigkeiten oder Fertigkeiten bereichert? Wer ist für Sie ein Vorbild und hat Sie inspiriert, etwas Neues in Ihrer Arbeit auszuprobieren?
Ausgezeichnet wird die Kollegin, die im vergangenen Jahr mit ihrem herausragend persönlichen Engagement zu bedeutsamen Entwicklungen in ihrem Tätigkeitsumfeld beigetragen hat.
(Vorschläge durch Teams oder einzelne Hebammen)
Kategorie 2
Preisträger*innen für die Kategorie 2 „Teams“:
3. Platz:
Hebammenzentrum Bremen (Heike Schiffling, Ulrike Köhn)
Was war der Ausgangszustand?
Im Land Bremen wurde durch eine Datenerhebung der Uni Bremen festgestellt, dass die Hebammenversorgung sehr ungleich verteilt ist und eine unzureichende Hebammenversorgung mit Stadtteilen mit niedrigem Sozialindex korreliert.
Warum wollten Sie etwas ändern?
Familien mit einem hohen Bedarf konnten nicht mit Hebammenbetreuung gematcht werden. Auch hier war das Phänomen sichtbar, dass in Stadtteilen mit hohem Bedarf nicht ausreichend Hebammen tätig sind. Wie bringt man Angebot und Nachfrage zusammen?
Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen?
In Zusammenarbeit mit der Uni Bremen und der Senatorin für Gesundheit (Ministerium) haben die Hebammen das Konzept der Hebammenzentren erarbeitet und erfolgreich durch die Bremische Bürgerschaft gebracht: Es kam zu einer einstimmigen, interfraktionellen Zustimmung zum Antrag!
Ergebnisse:
Heute sind bereits drei Hebammenzentren in Bremen eröffnet. Es wird den Hebammen eine komplette Infrastruktur von Seiten des Senats zur Verfügung gestellt, um die Hebammenleistungen optimal zu erbringen. Die Zentren liegen in Stadtteilen, die als unterversorgte Stadtteile identifiziert wurden. Es gibt eine Terminplanung von Seiten des Zentrums. Für die Hebammen bedeutet dies verlässliche Arbeitstage, Krankheitsvertretung, Urlaub sowohl aufsuchend als auch nicht-aufsuchend im Zentrum. Alle administrativen Tätigkeiten übernimmt die Bürokraft, alle koordinierenden Tätigkeiten (Arbeitskreise im Netzwerk/Stadtteil, Vernetzung, Kontaktpflege) übernimmt die jeweilige Koordinationshebamme des Zentrums.
Das Projekt läuft so gut, dass die Uni Bremen hierfür eine Doktorandinnenstelle geschaffen hat, um die Hebammenzentren aus Familien- und Hebammenseite auch wissenschaftlich zu evaluieren.
Kategorie 3
Preisträger*innen für die Kategorie 3 „Außergewöhnliche Ansätze in der Ausbildung“:
1. Platz:
Kreißsaal-Team Auguste-Viktoria Klinikum Berlin (Claudia Rheinbay, Ulla Pfirrmann)
Der Kreißsaal des Auguste-Viktoria-Klinikums verdient die Nominierung, weil man die Studierenden hier besonders gut ins Team und in die Abläufe integriert hat. Damit wird allen ermöglicht, selbstständig den eigenen Weg als werdende Hebamme zu finden.
Was ist der Hauptgrund, der das Ausbildungshaus zu einem besonders guten Ausbildungshaus macht?
- Integration ins Team von Anfang an
- Aktive Einbindung in verschiedene Projekte, z.B. die Etablierung eines Hebammenkreißsaals (sowohl Hebammen als auch Ärzt*innen)
- das große Vertrauen, das uns entgegengebracht wird
- der respektvolle Umgang miteinander geben beste Bedingungen zu lernen
Es gibt regelmäßig Simulationstrainings in das die Student*innen aktiv eingebunden werden und von denen sie in hohem Maße profitieren. Diese werden von der leitenden Hebamme Claudia Rheinbay, die wirklich auch eine Pionierin für die praktische klinische Simulation ist, initiiert.
Kategorie 3
Deutscher Hebammenpreis für außergewöhnliche Ansätze in der Ausbildung
Eine gute Ausbildung ist für jede Hebamme der Start in ihren Beruf, der von lebenslangem Lernen geprägt ist. Welche Einrichtung zeichnet sich durch besonders gute Ausbildungsbedingungen aus, wo werden Lernziele innovativ vermittelt, wo gibt es außergewöhnliche Konzepte und Ausbildungsinhalte? Welche Ausbildungsbedingungen tragen positiv zum Erreichen des Ausbildungsziels bei?
Wir suchen Ausbildungsstätten, die sich durch besonders kreative Lehrmethoden, Ideen und Konzepte hervorheben/von anderen unterscheiden.
(Vorschläge durch Hebammenstudent*innen, Auszubildende und Kolleg* innen mit Examen <= 2 Jahre)
Preise:
Kategorie 1 (Teams) – 3 Preise sind dotiert mit
2500 EUR für Erstplatzierung,
1500 EUR für den 2. Platz und
1000 EUR für Platz 3
Kategorie 2 (Innovation) –
1 Preis ist dotiert mit 1500 EUR
Kategorie 3 (Ausbildung) –
Auszeichnung
So war die Jury zusammengesetzt
Die Jury setzte sich aus erfahrenen Hebammen in der klinischen Geburtshilfe sowie Vertreter*innen aus dem Gesundheits- und Verbandswesen zusammen.
Erfahren Sie hier mehr zu den Mitgliedern, ihren Beweggründen und Werdegängen.
Dr. Dagmar Hertle
Fachärztin und seit 2019 am Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung mit Schwerpunkt Schwangerschaft, Geburt und Hebammenversorgung
Prof. Dr. Christiane Schwarz
Hebamme mit langjähriger Erfahrung in der klinischen und außerklinischen Geburtshilfe, Leitung des ersten universitären Studiengangs Hebammenwissenschaft an der Universität zu Lübeck, seit Oktober 2024 mit einer Seniorprofessur
Renate Nielsen
Hebamme mit langjähriger klinischer Tätigkeit, Umsetzung der Projekte: “Babyfreundliche Geburtsklinik” und Hebammenkreißsaal, Praxisanleiterin und Referentin
Francesca Orru
Prof. Dr. Franz Bahlmann
Chefarzt der Frauenklinik Bürgerhospital Frankfurt am Main mit zertifizierten Hebammenkreißsaal
Mathias Lenschow
Geschäftsführer der Funk Health Car Consulting GmbH, einem Beratungsunternehmen für klinisches Risikomanagement
Prof.in Dr. Lea Beckmann
Kinderkrankenschwester und Hebamme, Hebammenwissenschaftlerin und freie Dozentin, seit 2022 Beirätin für den Bildungsbereich und Mitglied im Präsidium des DHV
Was suchen wir?
Maßnahmen, Projekte oder umgesetzte Ideen, die eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und/oder der Teamzusammenarbeit im klinischen Alltag bewirkt haben.
Inspirationen, welche Ideen im vergangenen Wettbewerb eingereicht worden sind, erhalten Sie hier:
Grundvoraussetzungen für den Wettbewerb
- Geltendes Recht wird nicht verletzt.
- Der Arbeitgeber/das Ausbildungshaus ist über die Bewerbung informiert und hat zugestimmt.
- Bewerbung erfolgt bis zum 31. Januar 2023
Wichtig für Sie!
- Holen Sie die Erlaubnis zur Teilnahme von der Klinikleitung ein.
- Wenn Sie gewonnen haben: Bitten Sie Ihren Arbeitgeber zur Verleihung mitzukommen!
- Die Preisverleihung findet im Rahmen des Kongresses am 15. Mai 2023, voraussichtlich um 18.30 Uhr statt. Pro Preisvergabe laden wir zwei Vertreter*innen ein und freuen uns auf ein anschließendes Get-together mit gemeinsamem Abendessen.
Teilnahmebedingungen
- Teilnehmen können Teams und Kolleg*innen aus deutschen Kreißsälen, Geburtshäuser und freiberufliche Hebammen.
- Mindestens eine Hebamme im Team muss Mitglied im DHV sein.
Die Entscheidung über das Gewinnerteam trifft die Jury. Bei gleichwertigen Einsendungen entscheidet das Los. Die Gewinnerteams werden anschließend schriftlich durch den DHV informiert. Eine Barauszahlung der Preise ist nicht möglich.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.